Thema: Charlys Rijekafolgen und Arbeit für die langen Winterabenden

  • Teil 1


    Vorgeschichte
    Auf der langen Geraden in Rijeka bleibt die Leistung weg und schlagartig steht das Hinterrad. Der Fahrer hat alle Hände voll zu tun um die Fuhre ohne Sturz zum Stehen zu bekommen, was ihm unter Ausschüttung von jeder Menge Adrenalin auch gelingt.


    Zu Hause landen der Motor mal wieder auf der Werkbank. Schade es war ein guter, mit ordentlich Leistung.
    Rein äußerlich, auf den ersten Bick, vollkommen unschuldig.


    Erste Diagnose
    Die Zündkerze wurde mit geliefert:


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30642314ps.jpg]


    Sieht jetzt nicht prickelnd aus, aber die Elektrode steht noch, sogar mit Abstand (ob 0,7 kann ich nicht sagen), kann ja wohl nicht so schlimm sein.



    Was uns dann etwas nervöser gemacht hat war das:


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30642450fl.jpg]


    Man konnte es nicht greifen, man konnte es nicht bewegen und es passte in kein Muster (den Teilekatalog haben wir zwischenzeitlich im Kopf)


    Charly und Michi

  • Teil 2


    Zerlegen
    Also Handschuh an, Werkzeugkiste auf und los geht es:


    Rockerbox runter:


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30642736st.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30642737vv.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30642738mw.jpg]



    Alles ist gut.



    Zylinderkopfschrauben auf, leichter Schlag mit dem Gummihammer und er ist lose und abgenommen.



    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30642739dg.jpg]


    Sieht jetzt nicht schlimm aus………. Bis auf den Ventilteller auf dem Kolben, der sollte eigentlich im Kopf sein.
    Also, die Ventile raus (oder das was übrig war). Das sah dann etwas blöder aus, Ventilschaft krumm, Ventilführung mehrfach gerissen und verbrannt. Ventilsitz ist nicht beschädigt, Brennraum ist nicht ernsthaft beschädigt.


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30642741fq.jpg]


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    LG


    C + M

    50% des Erfolges liegen über dem Tank

    Einmal editiert, zuletzt von lugekri ()

  • Teil 3


    Also muss der Zylinder runter, Schrauben auf, Gummihammer hier, Gummihammer da und mit Ziehen und Nackeln kam er dann ………………. und der Kolben kam mit. Und spätesten jetzt wussten wir, dass wir im 4-stelligen Eurobereich angekommen waren.


    Es war ein Massaker:


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    LG
    C + M

  • Teil 4


    Die Stimmung war etwas gedämpft, entpuppte sich das Ganze doch als Totalschaden.


    Also denn,
    Gehäuse auf, Kupplung raus, Primärtrieb aus, Zündung raus.
    Abzieher angesetzt und die Gehäusehälften getrennt und die Kurbelwelle raus


    Das sind dann schon richtige Impressionen:
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30643009sp.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30643010wy.jpg]


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30643011ak.jpg]


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    LG
    C + M

  • Teil 5


    These
    Charly und ich haben uns lang den Kopf zerbrochen was geschah und kommen zu folgender These (die zu diskutieren wäre)


    Die Ventilführung ist am Ende (sie war uralt, der Auspuff war neu und der Motor sehr mager eingestellt, die Öltemperatur war aber ok)


    Das Auslassventil bekommt vom Kolben seitlich eins mit, Der Ventilschaft verbiegt sich
    (Wir hatten zwar beim Einbau mit der Meßuhr den Abstand zum Kolben geprüft aber natürlich nicht den seitlichen Abstand zum Taschenrand und die Taschen waren in diesem Fall tief.)


    Somit bekommt der Teller noch ein paar Schläge vom Kolben und bricht ab.


    Er verkeilt sich zwischen Zündkerze und Kolbenrand (erstes und letztes Foto, das erklärt warum der Kopf und auch der Ventilsitz annähernd unbeschädigt sind)


    Der Kolben (der war vorher schon flach und hatte seitlich keinen Kontakt zum Zylinder) kippt stark nach links da er ja links durch den senkrechtstehenden Teller nicht mehr hoch kann. Damit brechen die Kolbenbolzenlager im Kolben ab und das Pleuelauge biegt sich nach links.


    Der Kolbenbolzen haut noch ein paarmal in den Kolbenboden, das Pleuelauge bricht ab. Der Ventilteller fällt um, die Trümmer (vor allem der Kolbenbolzen, den wir als Ganzes geborgen haben) treiben den Kolben auf OT (so haben wir ihn vorgefunden)


    Der Pleuelstumpf hakt sich am Gehäuse ein (da ist eine Aussparung) , spaltet sich und ein Teil durchstößt das Gehäuse, schert die Schraube ab und sprengt die Halterung weg.


    Könnte so es gewesen sein muss es aber nicht .



    Wer hat eine bessere Erklärung?


    LG
    Charly und Michi

  • Wie lange ist er denn eigentlich gelaufen?


    Ich hab das jetzt nicht mehr so im Blick aber so richtig gelaufen hatte der in
    dieser Kombo doch nicht wirklich. Möglicherweise die Steuerzeiten falsch.
    Kettenspannung der Steuerkette nicht i.O., Spanner defekt? Kette zu gelängt.


    Hatte Charly nicht direkt gesagt das der schüttelt wie Vieh?

  • Ja das sieht nicht schön aus.
    Der Motor wurde zur Saison 2016 neu aufgebaut.
    Schicker Kolben, Pleuel, Steuerkette, Ventile, Lager alles neu.
    Dann standen auf dem Display des Prüstands gute 47 PS (an der Kupplung).
    Verdichtung 10,3:1
    Ich fuhr damit fünf mal bei Grab the Flag mit, (das macht ca. so 1300km).
    Da gab es keine ungewöhnlichen Vibrationen die Kurbelwelle wurde beim Pleueltausch vermessen - alles gut.

  • OK also nix falsch zusammengeschraubt und zerschrotet.


    Schau mal ob die Steuerkette über gebühr gelängt ist und sich das Ventil
    deswegen zum Besuch entschlossen hat.

  • Ich glaub die Steuerkette war neu, das Ventile war sicher neu. Die Führung war alt. Wie alt der Kopf und damit die Führung war, kann ich nicht sagen. Es war ein "Scheunenfund".

  • Ja, aber es, ist der originale und damit einfache.
    Sag was Charly.
    Was ich daraus lerne, ist die Nummer mit der Knetmasse. Ich habe absolut keine Ahnung wie weit der Rand der Ventiltasche im Kolbenboden vom Ventilrand entfernt war. Wie haben nur den Abstand Ventil zu Kolbenboden geprüft.

  • Den block sollte man imho (nach den fotos) durchaus schweiszen koennen.
    Der kopf schaut jetzt lt fotos imho net so hin aus das man den net reparieren koennt.
    Bzgl kw bin kein lower end experte aber neues pleuel (prox) und hubzapfen auch net die welt, solange es net die lagerzapfen verzog!
    Hauptsache Nw und rockerbox ist noch gut, weil da wirds i.A. Schnell sehr sehr teuer.


    Rlg und gutes gelingen


    Christian

    And I believed in Joe when he said we had to fight
    And I believed in Jimmy when he told us to unite

  • Meine Fragen:
    Was ist das für eine Nockenwelle, und was für ein Kolben? Wurde die Verdichtung ausgelitert oder dem Hersteller geglaubt? Der Kolben sieht mir höher aus als 10,3:1...
    Von der Nockenwelle würd ich gern ein Rundumfoto haben. Warens Originalventile oder Aftermarket-Dinger? Wer hat die Ventilsitze geschnitten? ( falls sie überhaupt haben bearbeitet werden müssen..)


    Ansonsten: Sowas kann jederzeit passieren, da steckt man nur bedingt drin. Man kann halt durch sorgfalt bei der Materialauswahl und Bearbeitung das Risiko minimieren, aber man hat sogar schon an nagelneuen Schrickventilen Risse gefunden.


    Steuerkettenpanner: Die Sterkette war noch recht neu. Wann wurde deren Einstellung zuletzt überprüft? Das ist nämlich einer der häufigsten Fehler. Die Kette längt sich am Anfang sehr stark.


    Gruß
    Hans

  • Von der Nockenwelle habe ich noch ein Bild für den Hans:


    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/30657364bt.jpg]


    Das Schleifbild auf den Nocken war gut.


    Und ja der Motor wurde ausgelitert. Alle anderen Fragen muss der Charly beantworten, der hat alles aufgeschrieben. Auch was für eine Nocke es ist.
    LG
    Michi

  • Weiter gehts,
    erst mal vielen Dank für eure Einlassungen.


    Den Block zu schweißen ist eine interessante Option, werde das Gehäuse mal ganz sauber machen um den Zustand beurteilen zu können.


    Antworten:
    NoWe: ist eine HiHa-"Fehlschliff"
    Kolben: Kleinstserie von einem der Münchner Tuner. 88er Bohrung, Hubraum 510cm².
    Ventile: von Kedo.
    Verdichtung: 10.3:1 ausgelittert.
    Ventilsitze: nachgeschliffen, auf Dichtigkeit geprüft, es war ein hübsches ca. 1mm breites, gleichmäßig graues Tragbild des Ventilsitzes.
    Steuerkette: am Renntag habe ich den Spanner gecheckt, der Stift wanderte bei laufendem Motor 1-2mm raus und rein.


    Der Motor hätte locker und gierig über 8000 gedreht, was ich vermieden habe.


    Wie denkt ihr über die Vermutung, dass die Ventilführung (die bei der Kanalbearbeitung unten gekürzt wurde) dem Ventil verschleißbedingt, genügend Platz gelassen hat, dass dieses den Rand der Tasche im Kolben berühren konnte und dadurch verbogen wurde?


    Bin gespannt wies weitergeht, danke im Voraus

  • Meine Vermutung geht momentan in die Richtung "Pleuelabriss, mit Folgeschäden".
    Nach einem Ventilabriss schaut der Kolben zunächst mal anders aus. Dann erst reisst das Pleuel. Der Kolbenboden ist ja nahezu unversehrt.
    Allerdings müsste ich mir dazu mal das Glump anschauen. Liegt das in München?
    Und bitte PN mir doch, wer der "Münchner Tuner" ist. Ich find, der Kolben sieht ein bisserl sonderbar aus. Und es ist augenscheinlich ein Gusskolben.
    Bei den Nockenwellenfotos interessiert mich besonders ein klarer Blick auf den Grundkreis der Auslassnocke.


    Ventile brechen übrigens nicht so leicht durch ein oder zwei mittlere Schläge und plastische Verformung, sondern eher durch einen nicht 100% zur Führung zentrischen Ventilsitz. Dadurch muss der Teller seitlich federn, es stirbt in Folge an Ermüdung.


    Gruß
    Hans

  • Hallo und servus,


    Hab die nocke jetzt net durchgerechnet wuerd aber meinen das sie mit den steilen rampen (rel kurze steuerzeit) und net korrekt eingelaengten federn (bitte jetzt net die leier der unterlegten o-federn!!!) bei hoeheren drehzahlen zum seat bouncen neigen koennte was zusammen mit hihas argumenten durchaus zu tellerabriss fuehren kann!
    Zum kolben trau ich mich nix sagen kenne aber nur einen (bzw auch einen 2ten) serioesen ernsthaften sr tuner der lebt aber eher in rosenheimnaehe und verwendet(e) Cp-kolben.
    Weiteres fakt ist das ich "imho" bei solch einer relativ kurzen nocke "ohne quetschkanten" eher zu etwas niedrigerer verdichtung tendieren wuerde da es mit klingeln bzw detonation zu lokaler ueberhitzung (zb ventil) fuehren kann, was man aber erst mi EGT thermometer sieht bzw tlw lt alter info auch mit wb lambdasonde.


    Rlg


    Christian


    Ps: fiehrung kuerzen bringt eigentlich keinen vorteil auszer bei high lift nocken ;)

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  • Noch was ist mir aufgefallen:
    Der Kolbenbolzen steckte nicht im Pleuelauge, wie hat er das geschaff sich in dem engen Raum auszufädeln? Und das Pleulauge ist zerdengelt. Es ist also Solo umhergefahren.
    Fragen über Fragen.

  • IMHO ist das Pleuelauge an einer Seite angerissen, zur anderen Seite hin verbogen, dadurch ist der Pleuelschaft auch so schön gespalten. Dann riss dadurch der Kolben ab, der Kolbenbolzen fiel raus, usw.
    Wie gesagt müsste man sich mal die Bruchstellen genauer anschauen, sofern man beim Pleuel noch was erkennen kann. Es gab mal eine Charge Yamahapleuel, die wegen Rissen von einem mir bekannten Instandsetzer zurückgeschickt wurden. Die Stelle an dem das obige Pleuel gebrochen ist, kann eigentlich normalerweise nicht durch übermäßige Verbiegung brechen, denn da ist das Pleuel weich, dass es dafür einen Riss, und in Folge einen Ermüdungsbruch braucht. Oder Abriss durch massive Überdrehzahl bzw Kolbenfresser. Fällt auch aus, da reisst der Kolben lange vorher ab.


    Hans

  • Charly, was war das für ein Pleuel? Es war doch neu!


    Es war nach links gebogen, nicht nach vorne oder hinten.


    Ich schaue zu Hause was ich noch an Fotos habe, sonst müssen wir mit der Kamera noch mal ran. Damit hier alles was davon haben.
    LG
    Michi

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    So schlimm kann das dann aussehen :)
    Gruß
    Hans
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    Herzliche Grüße
    Mambu
  • Hiha

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    Hans
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    Das heißt Farbeindringprüfung -außer man nimmt halt Öl

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