So, nachdem der Hiha ja auch schon nach einer solchen Einstellanweisung gefragt hat, will ich mich jetzt mal daran wagen.
Der Hiha schreibt, er habe die Steuerkettenräder mit regelmäßiger 9er Teilung gebohrt, d.h. mit 40° Versatz. Das Steuerkettenrad selbst hat 34 Zähne. Für seine Tuningnockenwellen empfiehlt er von 5° früh (Alltag) bis max. 10° spät (Spocht) zu verstellen.
So, das war jetzt die Einstellanweisung mit eingebauter Sicherung. Da kann man sich mal einen Nachmittag lang Gedanken drüber machen (am besten mit Papier und Bleistift!), und wem dann noch Fragen offen sein sollten, ja, tut mir leid, dem kann ich nur dringend davon abraten auf eigene Faust irgend etwas an den Steuerzeiten zu verstellen, weil dann hapert's leider noch am dazu nötigen allgemeinen technischen Verständnis. Da hilft dann meiner Meinung nach auch keine noch so detaillierte Anweisung, weil die Zahl der möglichen Mißverständnisse immer noch groß genug ist, um einen Fehler einigermaßen wahrscheinlich zu machen. Um's ganz deutlich zu sagen: ich will damit niemanden herabsetzen, der hier mehrmals nachfragt, sondern dazu ermuntern, den eigenen Kopf zu benutzen, weil das bringt immer am meisten.
So, und für die, denen alles klar ist, die aber gerne noch eine Bestätigung hätten:
Am besten (meiner Meinung nach) stellt man erstmal die Steuerzeiten auf die Originalposition, sprich Markierung am Kettenrad leicht unter Dichtfläche (bei belastetem hinteren Kettentrum) und den Stift auf 12Uhr. Wenn man jetzt den Stift entfernt und die Nocke in Drehrichtung (also von rechts gesehen im Uhrzeigersinn) soweit dreht, bis die Bohrung in der Welle mit der übernächsten Bohrung im Kettenrad (kurz vor 3Uhr) fluchtet, dann ist die Nockenwelle um 80° in Drehrichtung, also Richtung früh verstellt (die Steuerzeiten wären dann im allgemeinen Sprachgebrauch um 160° auf früh verstellt, aber das brauchen wir jetzt nicht). Das ist viel zu viel, also drehen wir die Nockenwelle samt Kettenrad in der Kette um 8 Zähne, das sind ca. 85° zurück, also nach links. Insgesamt ist jetzt die Nockenwelle gegenüber der Originalposition um 5° gegen ihre Drehrichtung verstellt worden, d.h. die Kurbelwelle muß, wegen der Übersetzung der Steuerung, 10° vorwärts drehen, um die Nockenwelle in diejenige Stellung zu drehen, in der sie sich normalerweise bei Kurbeltrieb auf OT befindet. Alles, was die Nockenwelle dann im Betrieb macht, geschieht erst 10° später als original, die Steuerzeiten sind also um 10° Richtung spät verstellt worden.
Ich fand das so leichter zu erklären, in der Praxis geht man aber andersrum vor: originale Steuerzeiten einstellen (ohne Stift), Kettenblatt mit Kette von der Nocke nehmen, Kettenrad in der Kette 8 Zähne nach links drehen, Kettenblatt wieder aufsetzen und Bohrung in der Nockenwelle mit der 2. rechts von der Originalen im Kettenrad (das ist jetzt natürlich die, die ungefähr da steht wo vorher die Originale war, nämlich auf 12Uhr) ausfluchten, Stift einsetzen, alles provisorisch zusammenbauen und vorsichtig prüfen, ob die Ventile genug Freigang zum Kolben haben. Achtung: die kritische Stelle ist nicht der Überschneidungs-OT, sondern die Bereiche 5°-15° davor und danach!
Für nur 5° spät wird das Rad natürlich nur um 4 Zähne in der Kette nach links gedreht, dann ist die unmittelbar rechts von der originalen liegende Bohrung die passende, und für die Verstellung Richtung "früh", naja, werden halt die Drehrichtungen umgekehrt.
Gruß
Sven
edit: Wenn die Seriensteuerzeiten richtig voreingestellt sind, funktioniert das ganze Prozedere natürlich bei jeder beliebigen Stellung des Kurbeltriebs, trotzdem bietet es sich an, bei der ganzen Verstellerei darauf zu achten, daß der Motor immer schön auf OT steht.