Oldtimer-Restauration

Hallo Einzylinderfreunde,

ich will euch hier mal ein Motorrad zeigen, das ganz ohne Nockenwelle, Kipphebel und Ventile auskommt und trotzdem nicht so "hochmodern" ist, wie eure Böcke.

Ich restauriere zur Zeit eine Hecker K175 (BJ 1951). Wobei restaurieren vielleicht der falsche Begriff ist. Sie wird weder lackiert, noch poliert oder anderweitig "optisch aufbereitet". Ich seh das Ding wie eine alte Frau. Du kannst sie operieren und liften wie du willst, sie ist und bleibt trotzdem ein alter Hobel. Aber im "Originalzustand" behält sie wenigstens ihre Persönlichkeit.

Mein Ziel ist einfach nur dass sie schön läuft und nicht pisst. Daher wird der Motor komplett zerlegt und abgedichtet (nicht mit Paste, sondern mit einem Dichtsatz). Es werden keine Kanäle poliert, oder sonstiger Unsinn gemacht. Das Ding soll komplett original bleiben und somit im Wert steigen.

Weitere Bilder folgen.

Das hässliche Rücklicht wurde von irgendeinem Vorbesiter-Spassvogel montiert. Das war das Erste, was in den Mülleimer flog.

Hier ist sie zum ersten mal wieder gelaufen:

Da sie aber pisste und ich kein Fan von "Dichtmasse draufbäppen" bin, war das der nächste Schritt:

Ja, ihr seht richtig. Das ist ein 174ccm-Ilo-2T-Kampfschwein mit sage und schreibe 8,2PS.

Das Moped ohne Herz...
Und hier noch die Vergaser/Luftfilter-Kombi - Durch den ultrafeinporigen Hochleistungsluftfilter kommt nur medizinisch reine Luft. Wie man sieht, ist der Choke im Luftfilter eingebaut.

Auf dem Luftfilter sind zwei Scheiben. Beide haben dieselbe Lochung. Auf dem Bild ist die zweite (die untere, starre) Scheibe nicht zu sehen, da der Luftfilter ganz offen ist. Nun kann die obere Scheibe (mit dem Hebel) beliebig gedreht werden. Somit ist der Öffnungswinkel beliebig einstellbar. Als Choke hat das Ding noch nie getaugt. Aber trotzdem schön anzuschauen!

Motor (Stand: Heute)

Zu Zeiten des lärmvorschriftenfreien Auspuffbaus sah das Ganze noch so aus:

Ich hoffe, dass das Ganze für den ein oder anderen interessant ist. Wenn jemand Fragen hat, oder gerne ein paar Detailfotos sehen will, gerne. Ich werde in den nächsten Monaten auch noch detailliert auf die Elektrik (Zündung, Lichtmaschine) eingehen.

Aber jetzt habe ich erst mal Freitagabend-Verpflichtungen...

Schön dass das Thema positiv rüber kommt! Danke.

idefix
Das Kolbenhemd scheint so zu gehören.

Uliresi
Ich bin Maschineninstandhalter in einem größeren stahlbearbeitenden Betrieb. Meine Kernaufgabe ist es die ganzen CNC-Hobel am Laufen zu halten (elektrisch wie mechanisch). Motorräder sind mein größtes Hobby. Im engsten Freundeskreis habe ich einen Motorradmechaniker der bei Harley Davidson gelernt hat, mein Vater ist Schlosser und ich habe Kontakt mit zwei Oldtimerveteranen (einer im Ort und einer im Nachbarsdorf). Von allen vieren habe ich schon einiges gelernt. Was Literatur angeht, bin ich von Herrn Hertweck sehr überzeugt.

Ich bin nicht unbedingt "Oldtimer-Fan", was mir dabei aber gefällt ist der einfache, solide Aufbau. Und das schönste ist - am Ende laufen sie immer! Ich bin begeisterter Schrauber und ich mag solide Technik. Im Betrieb bin ich öfters mit Oszilloskop und PC unterwegs, da bin ich froh, wenns daheim ohne Auslesegerätegeraffel geht.

Ich bin recht jung (U30-Generation), wer jetzt aber meint nur weil er 20 Jahre älter ist die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, muss mich ja nicht beachten. Das fällt bei den "Möchtegern-Oldtimerveteranen" oft sehr auf - wenn du da unter 50 bist, "kannst du ja gar keine Ahnung haben". Deshalb pflege ich nur Kontakt zu den zwei Oldtimerleuten die ich kenne (beide über 70), denn denen muss ich nichts mehr beweisen. Von der restlichen Oldtimerszene will ich eigentlich nicht viel wissen.

Aber ich denke was Pimok sagt ist nicht falsch. Wenn man gewissenhaft (vielleicht sogar ein bisschen penibel) ist und ein wenig Handwerksgeschick + etwas Literatur (oder einen Kumpel der Ahnung hat) besitzt, ist vieles machbar. Aber ganz wichtig finde ich das Werkzeug. Das kann ich nur immer wieder betonen. Es macht einfach keinen Spass wenn man immer nur "rummurksen" und improvisieren muss.