Mit der SR durch Marokko-Der Reisebericht

  • Ich hatte eh die coolste Karre hiess es. Alle anderen waren mit Enduros von DR350 über BMW R80GS bis TT600 Belgarda unterwegs.

  • Marokko mit der SR500


    Tag 5, 09.10.2021


    Ich habe in der Kabine wieder ziemlich lang geschlafen , anscheinend tut mir die Auszeit erstmal gut.

    Morgens gibt’s nur einen klassischen Americano con leche.

    Ansonsten ist der Rest des Tages von der Erwartung der Ankunft in Tanger geprägt. Die restlichen Einreiseformalitäten habe ich an Bord erledigt, diesmal im Eilgang. Da ich wusste, der arme Kerl würde wieder den ganzen Tag da unten in seinem Kabuff hocken bin ich schon am Vormittag mit den Fahrzeugpapieren hin und siehe da: Null Wartezeit.

    Wir kommen aufgrund der massiven Verspätung bei Sonnenuntergang in Tanger an. Der Plan der marokkanischen Regierung geht auf und die Einreise ist dank der vorbereiteten Papiere in Minuten erledigt.

    Allerdings sind wir nicht im Hafen von Tanger sondern in Tanger Medina und dieser Hafen liegt etwa 25 Kilometer von unserem angepeilten ersten Campground auf marokkanischem Boden entfernt. Ich weiss das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

    Mittlerweile ist es fast dunkel, so hab ich mir das nicht vorgestellt. Es wurde immer strikt davon abgeraten hier im Dunkeln zu fahren.

    Zu gefährlich...

    tödlich...

    An der Hafenausfahrt versuchen uns Kinder zu stoppen, die irgendetwas verkaufen wollen. Einigermassen unbedarft will ich wissen um was es geht. Marihuana.

    Ich geb Gas, nicht mein Ding und ausserdem kommen im Hintergrund schon die Cops gerannt.


    Per Zufall klammer ich mich an Martina und Mario, wir hatten schon kurze Gespräche an Bord, erst später bekomme ich mit, wen ich da kennenlernen durfte.

    Martina hat das Navi an und fährt voraus. Es geht direkt hinein nach Tanger.

    Die Stadt ist quietschbunt, quirlig, voller junger Menschen und hochmodern, das ist jetzt also Afrika??? ( Spoiler 2: ändert sich heftig...)

    Auf der Fähre hat mir meine Navi App 4,2km zum Camp angezeigt aber Martina fährt und fährt und fährt. An einer Ampel frage ich nach und erfahre erst jetzt das Problem mit der falschen Anlegestelle.

    Fast schon wieder aus Tanger raus entdecke ich die Einfahrt zum Campingplatz und hupe die beiden zusammen, da sie einfach vorbeigekachelt sind.

    Wir finden einen kleinen aber gepflegten Campground in Hanglage vor und dürfen uns im dunkeln ausbreiten. Bereits hier gibt es erste Verständigungsprobleme aber das legt sich mit der Zeit.

    Etwas weiter oben befindet sich ein sehr schickes , modernes Restaurant in dem man auch mit € bezahlen kann, Dirham haben wir noch nicht. Andere Rallyeteilnehmer treffen ein und ich verpasse jedem eine persönliche Einweisung, da ich ja schon weiss, wo Dusche und WC zu finden sind. Noch sind die Toilletten europäisch , zum Glück.

    Wir essen noch etwas im Restaurant und die Frage nach Bier wird negativ beantwortet.

    Nicht schlimm, wir sind Gäste in einem moslemischen Land.

    Wir sind endlich in Marokko!

  • Danke Euch,

    nein, bereut habe ich es sicher nicht. Obwohl es schon Momente gab, die grenzwertig waren. aber das kommt noch;-)

    Was den Bericht im AIA Forum angeht: Den habe ich gerade genüsslich verschlungen, danke. Martina und Mario sind zwei ganz tolle Menschen und es ist umso geiler als ich ja live dabei war für ein Stündchen im Schrauberhotel. Wo andere an der Situation verzweifeln hat Mario immer einen lockeren Spruch und ein Lachen auf Lager.

  • Marokko mit der SR500


    Tag 6, 10.10.2021


    Punkt 6 Uhr werde ich aus dem Schlaf gerissen. Was zum.... ist das für ein Geschrei?

    Achso, von der nahegelegenen Moschee plärrt der Muezzin sein Morgengebet in mieser Qualität aus der Konserve. Dieses Phänomen wird uns noch ein bisschen begleiten.

    Wo ich schon mal wach bin geniesse ich beim Zeltabbau die milde, sommerliche Brise. Herrliches Wetter.

    Es startet der Prolog mit der Vorgabe, daß wir drei Tage Zeit haben um bis nach Essaouira zu kommen. Komplett auf eigene Faust ohne jegliche Übernachtungsempfehlungen oder Vorgaben. So lerne man das Land ziemlich schnell kennen und verstehen. Das stimmt so.

    Ich bin zunächst alleine unterwegs, denke mir, das wird schon gehen. Bin ja schliesslich erwachsen.

    Als Navi benutze ich maps.me auf dem Smartphone. Das funktioniert hervorragend, diese gratis App bringt einen buchstäblich ans Ende der Welt.

    Ich brauche erstmal Benzin, auch die Rservekanister sind leer, die habe ich noch in Italien eingefüllt, da man nach Marokko keinen Sprit ausser im Fahrzeugeigenen Tank einführen darf.

    Ich lasse den Tankwart ( hier wird generell nicht selbst getankt) alles vollmachen und will zahlen.

    Nocarta! Nocarta!

    Scheisse, ich bin mit den Gepflogenheiten noch nicht vertraut habe aber auch noch kein Bargeld. Euro will er nicht.

    Er beschreibt mir den Weg zum nächsten Geldautomaten und lässt mich gehen. So ganz verstanden habe ich Ihn natürlich nicht aber er gibt mir diesen Vertrauensvorschuss, dass ich zurückkomme und bezahle. Selbstverständlich mache ich das.

    Kaum verlasse ich die Stadtgrenze hört die Strasse unvermittelt auf. Ich peile die Route nach Süden entlang der Atlantikküste an und muss erstmal ein Vorortslum durchqueren. Jetzt habe ich mein Offroad aber es wäre schöner ohne Fäkalien und Abwasser auf der Strasse gewesen. Ich zirkle langsam zwischen den Baracken durch. Ich kann weiterfahren, die Menschen die hier leben müssen bleiben....

    Ich passiere einen kleinen Pinienwald, in dem Kühe weiden und versuche den Pfad zwischen umgestürzten Bäumen wieder zu finden. Nach einer Unterführung geht es weiter auf einer Landstrasse.

    In einem kleinen Ort sehe ich Rallyeteilnehmer am Strassenrand , irgendwas passiert dort , ein Motorrad liegt auf der Seite.

    Ich halte an und erkenne einen Schlosser, der Gerhards Seitenständer zusammenschweisst. Dieser war ihm beim ankicken seiner DR650 auf der Fähre abgebrochen. Hier fängt es an , dass wir das marokkanische Kommunikationssystem kennenlernen.

    Hände, Füsse, drauf zeigen und so weiter. Das funktioniert überraschend gut.

    Ab diesem Zeitpunkt bin ich so ein bisschen von Team Mangerjo (Manfred, Gerhard, Josef) adoptiert. Wir fahren gemeinsam weiter.

    Wir schaffen die angepeilte Etappe nicht ganz und suchen uns einen Campingplatz. Uns angeschlossen hat sich auch Mohamed, ein junger Schweizer Student, der mit seiner DR650 über Mauretanien in den Senegal fahren will.Sein Ziel ist Dakar. Er ist eigentlich kein Teilnehmer, wir haben ihn auf der Fähre kennengelernt und natürlich begleiten wir uns gegenseitig auf den ersten Etappen Richtung Süden.

    Mohamed ist ein echtes Goldstück und kann gut arabisch und fliessend französisch. Er wird uns immer wieder weiterhelfen.

    Ich möchte mein Zelt aufbauen und scheitere am Betonharten Boden. Mist ein echter Fehlkauf für Marokko. Das Zelt braucht mindesten 4 Heringe um zu stehen.

    Wir gehen noch im Ort eine grandiose Fischplatte essen, alles frisch und superlecker.

    Ein Obdachloser sammelt unsere Essensreste ein, nachdem wir den Tisch verlassen haben...


    Da mein Zelt ja nun nicht steht schlafe ich einfach auf der Luftmatratze im Gang vom Klo.

  • Danke für deinen Bericht, Tobi! Bin schon neugierig, wie es weiter geht.

    Liebe Grüße - Bernd __________________ _ „Frei im Wollen - Frei im Tun - Frei im Genießen“

  • Marokko mit der SR500


    Tag 7, 11.10.2021


    Die Nacht war unruhig, ich schiebe das einfach auf die ungewohnte Schlafsituation. Wie ich die Luftmatratze zusammenlegen will merke ich , daß ich des Nächtens nicht alleine war. Irgendein Insekt hat ein mächtiges Eipaket unter der LuMa abgelegt.

    Ich kann damit umgehen, so beruflich gesehen.

    Josef hat einen Kocher und Instantkaffe dabei und brüht eine Ladung nach der anderen für uns.

    Uns wird klar, daß wir direkt am Atlantik sind, man sieht nur wenig, da es unglaublich neblig ist.

    Ich schmecke das Salz in meinem Helm und kann buchstäblich zuschauen, wie die SR unter mir vor Rost nur so aufblüht. An Stellen, die ich nie vermutet hätte.

    Was tu ich dem Moped nur an?

    Der Tag kann sich je nach Strassenführung( Anmerkung des Autors: Strasse wird nunmehr nur noch als löchriges Teerband mit Schäden definiert.) nicht zwischen Kühl und heiß entscheiden. Das ist echt komisch, kaum ist man durchgeschwitzt, friert man wieder und klappt das Visier zu.

    Wir fahren durch einige Siedlungen, die völlig verstopft sind und im Kern immer eine Art Marktplatz haben bei dem kein Duchkommen mehr ist. Es sei denn man fährt Motorrad. Wir setzen die Verkehrsregeln ausser Kraft. Interessiert aber auch niemanden, eher haben wir das Gefühl, als Zweiradler „was besonderes“ zu sein. Wir werden durchgelassen und uns wird immer wieder mit einem Daumen nach oben signalisiert, daß wir willkommen sind. Ein tolles Gefühl.

    Manfred kauft in einem Strassenshop marokkanische SIMkarten für uns alle, allerdings mit Hilfe der Sprachkenntnisse von Mohamed.

    Bei der Akkreditierung haben wir zwar alle im Startpaket eine SIMkarte gehabt aber leider hat sich herausgestellt, das der Veranstalter über ein etwaiges Ablaufdatum wohl angelogen wurde. Keine Einzige hat funktioniert.

    Endlich können wir mit anderen Rallyeteilnehmern Kontakt halten. Das ist ein echtes Sicherheitsplus.

    Es dämmert bereits als wir Safi erreichen. Wir lassen es uns gutgehen und finden schnell ein sehr gepflegtes Hotel mit Tiefgarage mitten im Zentrum. Wir sind zu fünft und bezahlen für eine Suite mit drei Zimmern, Dachterasse und Frühstück umgerechnet 100 €.

    Direkt vor der Tür gibt es so etwas wie einen kleinen Marktplatz, ich entdecke ein Schild und kann es kaum glauben.

    Dort steht das Wort Beer!

    Tatsächlich ein waschechter Liquorstore. Josef und ich decken uns massiv mit Bier und Wein ein, allerdings ist das jetzt wiederum nich billig, ne Dose 0,33 Bier zu mindestens 2,-€.

    Was soll´s, Ihr Land Ihre Regeln und wir werden garantiert daran nicht rummaulen.

    Essen gibt es in einer kleinen Strassenbräterei.

    Suppe, Cola und ein Teller mit Fritten, Salat und drei Scheiben gebratenem Fleisch zu etwa fünf Euro.

    Ich habe Anfangs noch bedenken mit dem Essen aber es stellt sich heraus, daß diese völlig unbegründet sind. Dennoch ist der Grundsatz „Cook it or forget it“ ein gutes Hilfsmittel um Gesund zu bleiben. Der Salat bleibt liegen.

    Am Abend quassel ich mich mit Josef auf der Dachterasse des Hotels fest, es wird spät mit den Bierchen und ich schlafe nicht besonders.

  • Ich habe das noch nicht kapert, wie man die Bilder platzieren kann. Hat da jemand nen Tip?

  • Super Reisebericht! So wie ich das verstehe werden die hochgeladenen Bildanhänge automatisch unter dem Text platziert (da besteht ja keine Auswahlmöglichkeit) und verlinkte Bilder müssten ja auch gezielt positioniert werden können?


    Gruss,

    Florian

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab einen neuen Bildereinfügethread gemacht:
    Anleitung für Bilder - neu 2021

    Hier freu ich mich auf weitere Marokkotage!


    Gryße!

    Andreas, der motorang

  • Marokko mit der SR500


    Tag 8, 12.10.2021


    Das Frühstück im Hotel ist der absolute Hammer. Der Kerl der uns alles serviert, hört und hört nicht auf uns den Tisch mit allen möglichen Leckereien vollzustellen.

    Uns wird das Tor der Tiefgarage geöffnet und wir starten Richtung Essaouira, dem offiziellen Start der Veranstaltung und erstem Checkpoint.

    Wir treffen unterwegs wieder auf Martina und Mario, die beiden lassen bei allen Mopeds etwas Luft aus den Reifen, es erwarten uns laut Routenführung etwa 40km Offroad.

    Da ich so etwas nicht zum ersten Mal mache fühle ich mich mit meinem (langsamen) Tempo ziemlich wohl. In einer Senke übersehe ich den Tiefsand, der sich unter etwas losem Geröll versteckt und ich mache einen kapitalen Gewohnheitsfehler. Ich bremse vorne.

    Der Lenker schlägt zweimal hin- und her , nur ein kurzer Gasstoss rettet die Situation für mich und böse schlingernd bekomme ich wieder festen Untergrund unter die Räder.

    Anhalten, durchatmen. Das war haarig.

    Erst jetzt realisiere ich die liegende DR650 an der Seite. Gerhard hat es nicht geschafft und ist hässlich gestürzt. Das Motorrad hat nicht viel aber Gerhard ist am Schienbein verletzt und ist im Moment kreidebleich. Gebrochen ist wohl nichts , er kann auftreten und voll belasten. Er weigert sich die Verletzung freizulegen, der Stiefel hält das zusammen, sagt er.

    Ab hier nehme ich noch mehr Gas raus und falle zurück.

    Das Ziel ist ein kleines Dorf oberhalb von Taghazout. Die Rallye soll nicht nur Abenteuer und Spass sein sondern den Menschen vor Ort auch etwas nutzen. Der Veranstalter arbeitet mit Africa Child care e.V. zusammen um Spenden für den Bau, bzw. Ausbau einer Vorschule zusammenzubekommen. 45.000 € werden benötigt. Im Vorfeld ist bereits deutlich mehr zusammengekommen und der Bau eines zweiten Klassenzimmers hat bereits begonnen.

    Michael aus Graz ist der Mann, der das ganze überwacht und koordiniert.

    Ich erreiche das Dorf und finde die Schule nicht. Alle Häuser sehen gleich aus, das liegt an den Bauvorschriften in einem Erdbebengebiet. Nichtmal französisch bringt mich weiter, ich bin im Berberland. Dieser Umstand macht eine Vorschule auch so wichtig: Marokko ist dreisprachig, Französisch als Amtssprache, Arabisch und dann eben Berber, die Sprache der Landbevölkerung.

    Ohne einen Grundschatz dieser drei Sprachen haben die Kinder im restlichen Bildungssystem keine Chance mehr weiterzukommen.

    Das ich niemanden antreffe liegt einfach daran, dass ich der erste bin. Wie zum Kuckuck habe ich das denn hinbekommen?

    Nach und nach trudeln weitere Teilnehmer ein und es wird belebt. Wir dürfen umringt von Kindern die Schule besichtigen während die Frauen des Dorfes das Essen für uns vorbereiten. Das Geld um die Lebensmittel zu kaufen haben wir im Vorfeld bezahlt, denn die Menschen hier haben ausser dem Dach über dem Kopf eigentlich nichts, garnichts.

    Die niedrigen Tischchen werden mit Tajine (mar. Kochgefäss aus Lehm) vollgestellt und das Essen ist einfach nur traumhaft. Landestypisch Essen wir im Schneidersitz auf dem Boden mit der rechten Hand. Was die Frauen da gezaubert haben ist ein kulinarischer Hochgenuss und wird unvergesslich bleiben.

    Es dämmert bereits als wir uns verabschieden, wir müssen ins Tal an die Atlantikküste zurück um einen Schlafplatz zu finden.

    Das Appartement finden wir nicht. Es ist stockdunkel in der Seitengasse als ein SUV die Ausfahrt der Sackgasse blockiert. Der Mann gibt vor helfen zu wollen. Allein seine Körpersprache und sein auftreten kennen wir von den Marokkanern so nicht. Er brüllt etwas und aus mehreren unbeleuchteten Hauseingängen kommen vermummte Gestalten auf uns zu.

    Gang rein und Gas, da sind wir uns alle einig. Flucht.

    Ich verpasse dem SUVmit dem linken Koffer noch eine ordentliche Delle um vorbeizukommen und wir flüchten.

    Wir steuern erstmal eine Polizeiwache an, da wir fürchten evtl. verfolgt zu werden.

    Der Polizist rät uns nicht hier zu bleiben , dieser Stadtteil sei nicht sicher für uns. Mittlerweile sind wir zu siebt, da auch andere verzweifelt eine bleibe suchen. Im Hauptort etwa acht Kilometer weiter gäbe es Hotels. Der Polizist hat recht und wir finden direkt an der Strasse ein feines ,kleines Hotel in dem unsere Motorräder im eingefriedeten Cafe eingesperrt werden.

    Um 22 Uhr noch eine Dusche und dann ins Bett, der Tag war aufregend.

  • Aus Oberhausen mit Ganzkörpertatto? Dann ist er es!

    Er hat von Dir und den Monkeys erzählt.

  • Marokko mit der SR500


    Tag 9, 13.10.2021


    Am morgen begutachten wir Gerhards Verletzung. Den Anblick erspare ich Euch, es ist eine etwa zehn Zentimeter lange , klaffende Wunde. Nässend aber nicht heiß oder eitrig. Gegenüber gibt es eine Pharmacie und wir decken Gerhard mit Verbandsmaterial ein. Die Apothekerin meint, das geht ohne Arzt wieder gut zu , wir sind anderer Meinung und wollen Gerhard eigentlich in einem Krankenhaus vorstellig werden lassen. Der alte, zähe Knochen lehnt das vehement ab.

    Am nahegelegenen Strand gibt es nun den ersten Checkpoint und den offiziellen Start ins Abenteuer. Dabei hat das doch schon längst begonnen...

    Auf dem weichen Boden kippt meine SR einfach mal um , Sprit läuft aus dem Tank und ein Glas vom Ochsenauge liegt in Trümmern da. Egal, es blinkt trotzdem. Ausserdem habe ich ein Ersatzglas dabei allerdings ohne E-Prüfzeichen. Ob das hier Ärger gibt? Ich habe gerade keinen Bock auf Koffer durchwühlen und fahre einfach so weiter.

    Meine neuen Begleiter sind etwas auf Offroad aus und wählen eine andere Route also starte ich erstmal alleine auf die RN1 weiter nach Süden. Ich merke schnell, das der Lenker vom Umfaller völlig krumm ist. Ich halte mitten auf der Strasse an um den Lenker an der Leitplanke in den Buchsen in die richtige Position zurückzuzwingen. Passt, weiter geht’s.

    Plötzlich geht der Motor beim runterschalten in den zweiten Gang vor einem der vielen Kreisverkehre einfach aus.

    Kicken.

    Nix.

    Weiterkicken.

    Weiter Nix.

    Also Helm runter und absteigen. Zündfunke ist da und der Sprit rinnt mir auch über die Finger wenn ich den Schlauch vom Vergaser abziehe. Es sammeln sich der Benz und die VW Pritsche um mich auch der 4x4 Panda hält an. Die Hilfsbereitschaft der Autoteams ist bei dieser Veranstaltung Beispiellos und extrem dankenswert. Da werden sich noch Geschichten abspielen, die ohne die Autoteams und besonders ohne die Belgier nicht lösbar gewesen wären.

    Die SR springt wieder an und läuft. Ich mache mir bei der Weiterfahrt so meine Gedanken: Lima? Wärmeproblem? Haarriss?

    Entlang der Küste ist es landschaftlich enorm schön und ich fühle mich safe obwohl die SR immer mal wieder einfach beim runterschalten in den zweiten ausgeht. Oft kann ich sie sofort wieder zum weiterarbeiten animieren in dem ich einfach die Kupplung kommen lasse und etwas Gas gebe, lästig ist es dennoch. Wieviele Kilometer bin ich eigentlich jetzt gefahren bis Mirleft? Keine Ahnung, die Tachowelle habe ich zwar unter den neugierigen Augen der Kinder bei der Schule gewechselt und er geht wieder aber ich habe tatsächlich seit Tagen nicht mehr drauf geschaut. Nicht einmal.

    Freiheit.

    Ich gebe die Koordinaten der angeblich letzten Tankstelle vor der Sahara ein , die Route führt mich entlang der Atlantikküste an einem Schiffswrack vorbei um an einer sehr ärmlichen Fischerhütte zu stehen. Zwar stehen davor die typischen Plastikkanister aus denen dann der Sprit verkauft wird, der meist halblegal aus der Zollfreien Zone nahe der algerischen Grenze organisiert wird aber die sind alle leer.

    Eine Frau sagt mir, sie haben kein Geld mehr für den Benzinhandel, mit dem sie eigentlich etwas Geld verdient haben.

    Corona hat die arme Landbevölkerung auf gut deutsch gesagt, so richtig gef.....

    Also kein Benzin. Kein Problem ich habe noch sechs Liter Reserve an Bord und drehe um nach Sidi Ifni. 80 Kilometer Umweg. Passiert halt.

    Das Motorrad ruckelt unangenehm im Schiebebetrieb und ein kurzer Blick nach unten offenbart Handlungsbedarf: Die Kette hängt massiv durch, nur der Sekundarspanner hat seinen Job gemacht und mich glauben lassen , das alles noch ok ist. Ich muss da etwas mehr drauf schauen.

    Das angepeilte Ziel ist Fort Bou Jerif , mitten im nichts. Die Anfahrt dorthin macht Spass, das Navi zeigt zwar eine Richtung an, aber es ist völlig zerklüftet und ausgewaschen, ein bischen hin und herfahren und man findet irgendwie wieder einen Track auf dem es weitergeht.

    Dort ist wieder ein Checkpoint und ich habe relaxte zwei Tage um mich der SR zu widmen. Es ist eine tolle Location aber die neuen Besitzer sind für marokkanische Verhältnisse etwas zu sehr abgehoben und rufen fast unverschämte Preise auf. Im Gegenzug stimmt die Qualität nicht. Ich nehme trotzdem aufgrund meiner Zeltsituation ein kleines einfaches Zimmer.

    Während ich ein kaltes Bier trinke (0,33 Dose zu 3,50€) jammert mich die Dame des Hauses voll, wieviele sich da angemeldet hätten und wo die denn bleiben. Als ob ich da drauf Einfluss hätte.

    Viele kommen im Dunkeln an , es gab wieder technische Probleme.

    Das Bett ist ok aber nachts habe ich Krämpfe in den Beinen, die mich winselnd durch Zimmer hüpfen lassen. Waren wohl doch ein paar Kilometer.

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