Zitat
Original von aenz
Moin!
Wenn die Speichen nach nur 6 Jahren reißen/brechen, ist mein Vertrauen in eine Firma, die ich bis dato nicht kenne, nicht gerade sehr hoch. Wenn mir der Radspanner meines Vertrauens dann noch sagt, dass die Speichen so nicht hätten eingespeicht werden dürfen, erhöht das den Grad des Vertrauens nicht unbedingt.
Nun, ich habe viele Jahre Gespanne gefahren und gebaut und auch für die Zeitschrift Motorrad-Gespanne getestet. Auch Räder baue ich schon seit dreißig Jahren selbst.
1. Speichenräder im Gespann sind sehr hohen Querkräften ausgesetzt. Darum wurden z.B. auch Rohrspeichenräder entwickelt. Der TÜV-Sachverständige meines Vertrauens verlangt bei Gespannen mit Speichenrädern stets Stahlfelgen, damit sich die Nippel nicht ins Material einarbeiten.
2. Je kleiner (und breiter) das Rad, desto heftiger die auftretenden Kräfte.
Die Geschichte lehrt uns, dass bei Herstellern, deren Maschinen als ausgesprochene Gespannmotorräder galten, die Speichenräder mehrheitlich nicht kleiner als 18" waren UND zumeist KEINE gekröpften Speichen verwendet wurden, dafür aber gerne mehr als nur 36 Stück. Dies gilt für MZ, BMW, Guzzi. Gerade Speichen halten unter Querkräften sehr viel besser und kommen auch noch gut zurecht, wenn sich ihre Spannung partiell verringert hat. Das ist die Situation in der gekröpfte Speichen eigentlich IMMER brechen, und zwar an der Kröpfung.
Weiterhin kann sich bei Flanschnaben, wie sie bei gekröpften Speichen Verwendung finden, das Loch zur Aufnahme der Speichen im Lauf der Jahre "ovalisieren", was wiederum dazu führt, dass eine ordentliche Speichenspannung gar nicht mehr gewährleistet werden kann.
Das Material der Speichen wäre auch noch zu beleuchten. Ich weiß, dass wir alle mehrheitlich Edelstahlspeichen verwenden. Auch Uli vertreibt nur solche. Aber nicht alle Nirospeichen sind so elastisch wie gute Stahlspeichen. Es gilt also auch zu klären, ob Uli lediglich die Räder gebaut oder auch die Speichen gestellt hat. Bei angeliefertem Schrott ist der beste Mechaniker machtlos.
Zum Einspeichen von Innen: Die Außenspeichen der SR werden schon mit 18" Felgen im Hinterrad sehr stark über den Nabenflansch verbogen ind arbeiten sich in selbigen ein. Bei Verwendung von 15" Felgen verstärkt sich dieser Effekt, und die Speichen rubbeln sich noch tiefer in den Nabenflansch ein. Außerdem reiben sie sich selbst mürbe. Aus diesem Grund halte ich es für sinnig, nur Innenspeichen zu verwenden, wenn die Felge so klein ist. Das spart unserem Rad viel Reibung und ist vielleicht der Grund dafür, dass es nicht schon nach zwei Jahren auseinander geflogen ist. Das Zentrieren mit Außenspeichen halte ich in diesem Kontext für fahrlässig.
Du schreibst, dass Du keine Kenntnisse im Radspannen besitzt, aber dennoch die Speichen regelmäßig nachgespannt hast. Das kommt mir etwas widersprüchlich vor.
Ich persönlich würde, wie die meisten verständigen (schraubenden) Gespannfahrer, Speichenräder nur bis zu einer minimalen Felgengröße von 18" verwenden. Gespanne mit gekröpften Speichen würde ich nur als Spielzeug benutzen, nicht als Fahrzeug mit den damit verbundenen Belastungen. Es wird hier auch gern die Grenze gezogen zwischen Motorrädern mit Beiwagen und Gespannen. Richtige "Gespanne" sind für den materialzermürbenden Betrieb ausgelegt und kommen mit kleineren sowie breiteren Rädern auf Autoreifen daher. Aber dies sicher nicht mehr mit Drahtspeichen.
Letztendlich möchte ich darauf hinweisen, dass die Speichen sechs Jahre im Gespannbetrieb gehalten haben. In unserer Werkstatt (HD) beschrauben wir Solomaschinen, die viel häufiger einzelne, gerissene Speichen aufweisen. Da hilft nur regelmäßige Kontrolle...