Hallo an alle SR-Freunde,
ich lese seit langem mit Interesse Berichte über Umbauten und Restaurationen Eurer SR-Modelle. Deshalb möchte ich Euch heute auch an meinem Projekt teilhaben lassen und aus dem Nähkästchen plaudern.
Eigentlich fahre ich eine wunderschöne Kawasaki Z1000 Baujahr 2008 und habe letztes Jahr eine SR500, Modell 2J4 aus dem Jahr 1982 von einer Freundin vererbt bekommen, die sehr jung durch Krankheit verstorben ist.
Da die Maschine lange Zeit gestanden hat und dadurch eine unschöne Patina angenommen hatte, die auf jeden Fall korrigiert werden musste, hatte ich im Oktober 2010 begonnen, die Maschine zu restaurieren. Ehrlich gesagt wollte ich sie anfangs nur wieder fahrbereit machen …
Also durfte sie die kalten Wintertage in meinem Büro bleiben und sich auf eine Maniküre freuen.
Nachdem alles zerlegt, begutachtet und sortiert war, wurde mir schnell klar, dass ich nicht wider meiner Natur handeln konnte und keine halben Sachen machen wollte. Also „großes Kino“!
Vor Beginn schwirren einem dann ja so einige Bilder im Kopf herum, wie sie denn aussehen soll.
Meine Vorstellung sah so aus, dass das Bike seinen ursprünglichen Charme behalten, jedoch auch zeitgemäß aufgepeppt werden sollte. Einen entsprechenden Spagat stellte ich mir recht schwierig vor, da ich so viele Originalteile wie möglich behalten, aber als Technikliebhaber das eine oder andere Gadget dazu haben wollte.
Passend zum diesjährigen Saisonstart habe ich den Neuaufbau der SR abschließen können.
Es wurden alle Rahmenteile doppelt pulverbeschichtet und die Gussfelgen in abendfüllender, einsamer Kleinarbeit poliert und anschließend lackiert. Ja richtig! Gussfelgen! Speichenfelgen fahren ja schon genug rum! Und sie sehen klasse aus!!! Wenn ich abends so alleine im Keller vor mich hinpolierte, bekam der Begriff „Single-Treff“ eine neue Bedeutung!
Die Schwinge und der Lenkkopf bekamen neue Lager. Motordeckel, Bremssattel, Gabelrohre und diverse andere Teile wurden hochglanzpoliert. Der Lampenring, der Tankdeckel, der Rücklichthalter sowie verscheiden Kleinteile bekamen eine neue Chromschicht verpasst. Die beiden Original-Kotflügel sind neu, da die alten teilweise gerissen waren und ziemlich mitgenommen aussahen.
Der Tank und die Seitenteile wurden in Metallic-Schwarz lackiert.
Auch vor der Elektrik habe ich nicht Halt gemacht und sie komplett samt Kabelbaum erneuert und generalüberholt. Vorne und hinten habe ich Kellermann LED-Blinker angebracht. Die vorderen verfügen zusätzlich über Tagfahrlicht. Dadurch hat die SR eine schöne schmale Silhouette bekommen. Ein neues lastunabhängiges Blinkerrelais, sowie Dioden für die Blinkeranzeige kamen dann auch direkt mit rein. Die Original-Schalter rechts und links wurden gereinigt, lackiert, mit neuen Aufklebern versehen und für den neuen Tacho kabeltechnisch ein wenig erweitert.
Ein Großteil der neuen Elemente findet sich im Bereich der Lenkerstange wieder. Hier thront über dem ABM Superbike-Alu-Lenker als Eye-Catcher ein wunderschönes Motogadget Motoscope Classic Instrument mit einem aus dem Vollen gefrässten Streamline-Cup. Da die alte Instrumentenhalterung optisch nicht dazu passte, wurde in Einzelanfertigung eine neue aus Edelstahl hergestellt und ebenfalls hochglanzpoliert. Der Menütaster für den integrierten Boardcomputer wurde dezent in den linken Blinkerschalter integriert.
Die Kupplung arbeitet jetzt mit einer hydraulische Magura Hymec Kupplungsbetätigung und verzögert wird durch eine Nissin Bremspumpe samt Stahlflexleitung, EBC-Scheibe und Belege. Die Bremsflüssigkeit sollte sich in dem alufarbenen Rizoma-Behälter wohl fühlen.
Damit die Frontansicht stimmig bleibt gab es zu dem alten, großen Lampentopf noch zwei runde Aluminiumspiegel von Rizoma und die passenden Griffe samt Lenkerenden des gleichen Herstellers.
Die nun stärker auf das Vorderrad orientierte Sitzhaltung wird durch die LSL Rastenanlage unterstützt und der Einsatz eines Gabelstabilisators vermittelt ein sicheres Gefühl. Die bewährten Bridgestone Battlax BT45 werden von zwei Ikon Stereostoßdämpfer gefedert.
Der Motor atmet durch einen Sebring-Krümmer und einen Supertrap 4“-Endschalldämpfer aus. Die Maschine hat einen Wahnsinnsklang. Wenn man im dritten Gang bei ca. 3500 Umdrehungen das Gas wegnimmt, merkt man nicht nur das angenehme Vibrieren des Motors, sondern auch, wie sich die Haare unter der Lederjacke vor Freude aufstellen!
Motorseitig gab es eine Revision bei einigen Lagern, Simmeringen und Dichtungen. Das Getriebe wurde überprüft und vorsorglich die Ventilspiel-Einstellschrauben erneuert, da der Motor erst knapp über 16.000 km absolviert hatte. Zusätzlich wurden eine Direktschmierung, ein hydraulischer Steuerkettenspanner und ein 525er DID Kettensatz spendiert. Poliert und an den richtigen Stellen schwarz lackiert steht er nun schön da! Der Vergaser wurde ebenfalls wieder aufgepeppt.
Über die Sitzbank bin ich mir noch nicht so ganz sicher. Zur Auswahl stehen eine Einer-Sitzbank im Höckerstil oder eine klassische kurze Einer-Sitzbank. Mal sehen …
Zusammengeschraubt habe ich alles mit Edelstahl- oder individuell gedrehten Schrauben. Nicht benötigte Löcher wie z.B. in den Kotflügeln oder in der hinteren Lampenhalterung wurden mit gedrehten Abdeckungen versehen.
Wie gesagt, das Projekt ist jetzt abgeschlossen und ich bin mir sicher, dass ich eine Menge Freude mit der SR haben werde und hoffe, den einen oder anderen von Euch an den bekannten Bikertreffs im Bergischen Land zu treffen. Die ersten Testrunden jedenfalls waren schon sehr vielversprechend – sie läuft perfekt und hat ein super Handling.
Zugelassen ist sie und eingetragen ist auch alles! Ich kann nur dazu raten, nicht gleich aufzugeben, wenn ein TÜV-Beamter nicht dazu bereit ist, das eine oder andere feine oder nicht alltägliche Teil einzutragen. Denjenigen dahin zu motivieren ist meist eine Mission, die dem Umzug eines Kölner nach Düsseldorf gleicht! Es lohnt sich auf jeden Fall einmal eine andere Prüfstelle anzufahren. Es gibt ihn auf jeden Fall noch – den Prüfer, der erkennt, was vor ihm steht und der durchaus gewillt ist, Eintragungen durchzuführen, die ein bisschen mehr Arbeit erfordern, als das bloße Sichten und Freigeben von ABEs und TÜV-Gutachten – und zwar im Rahmen der Straßenverkehrsordnung!
Wen es interessiert, der kann sich gerne ein paar Fotos unter folgendem Links ansehen:
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Abschließend möchte ich mich noch ganz herzlich bei einem fleißigen Helfer bedanken, ohne dessen Anregungen, technischer Hilfestellung und Custom-Individuallösungen das Projekt in dieser Form nicht hätte beendet werden können. Vielen, vielen Dank an Peter Jungton!!!
Auf geht’s! Ich hoffe, sie gefällt Dir Ina!
Euer Kolbenfresser