Schritt 1: Leerlauf und unterer Lastbereich Die Einstellung der Leerlauf-Luft-Regulierschraube bzw. Leerlauf-Benzin-Regulierschraube (modellabhängig, entweder wird die Luft- oder Benzinmenge eingestellt) wird folgendermaßen vorgenommen: Im betriebswarmen Zustand die Leerlaufregulierschraube bis zum Anschlag eindrehen (Achtung: nicht zu fest, Spitze kann abbrechen) und dann so weit herausdrehen, bis der Motor die höchstmögliche Leerlaufdrehzahl erreicht hat. Von diesem Punkt aus die Regulierschraube eine Viertel-Umdrehung in Richtung fett drehen. Erreicht man mit der Regulierschraube keine Drehzahländerung (ca. 50-100 U/min), so ist die Leerlaufdüse falsch gewählt. Läuft der Motor im Leerlauf unruhig und schwankt er zwischen plötzlichem Abfall und darauf folgendem Anstieg, so ist das Leerlaufsystem zu fett eingestellt. Bringt das Einstellen der Leerlaufregulierschraube (in 1/2 Umdrehungs-Schritten) in Richtung mager keine Besserung, ist die Größe der Leerlaufdüse nicht korrekt. Hängt die Drehzahl nach einem kurzen Gasstoß deutlich über Leerlaufdrehzahl fest und sinkt erst verzögert auf die Leerlaufdrehzahl von maximal 1000 U/min zurück, so ist das Leerlaufsystem zu mager eingestellt. Achtung: in der Praxis verursachen meist undichte Ansaugsysteme diesen Fehler (z.B. ein undichter Ansaugstutzen). Tipp: Die Dichtigkeit des Systems kann durch vorsichtiges (Brandgefahr!) Besprühen des Ansaugsystems mit Bremsenreiniger getestet werden. Erhöht sich hierbei die Drehzahl, liegt eine Undichtigkeit vor. Nach diesem Test alle Gummiteile mit Kunststoffpflege vor dem Austrocknen schützen sowie blanke Aluteile reinigen. Ein weiterer Test ist die Kontrolle im zweiten Gang bei ca. 3000 U/min, hier sollte bei wenig geöffnetem Gashahn möglichst ruckelfreier Lauf erreicht werden. Die Einstellung der Regulierschraube, die Schwimmerhöhe und die Leerlaufdüse sind die wichtigsten Komponenten im Bereich Schiebe- und Lastbetrieb im Wechsel bis 4000 U/min. Mit einer größeren Leerlaufdüse kann ein eventuelles Auspuffpatschen (hart, trocken) beim Übergang vom Last- in den Schiebebetrieb ausgeglichen werden. Die optimale Größe der Leerlaufdüse wird jedoch meist durch die korrekte Einstellung der Leerlaufregulierschraube gefunden. Probleme im unteren Lastbereich und erhöhter Benzinverbrauch können auch von verschlissenen Düsennadeln und Nadeldüsen verursacht werden. Diese Teile sollten mit großer Sorgfalt geprüft werden. Auch im Bereich hoher Drehzahlen und wenig geöffnetem Gashahn ist die Einstellung der Leerlaufregulierschraube und die Größe der Leerlaufdüse relevant. Ist die Einstellung des Leerlaufsystems zu fett, verstärken sich die Probleme mit steigender Motortemperatur. Ist die Einstellung des Leerlaufsystems zu mager, verringern sich die Probleme mit steigender Motortemperatur. Beobachtet werden kann dieses Phänomen z.B. bei Konstantfahrt mit leicht geöffnetem Gashahn. Aufgrund des hohen Unterdrucks im Saugrohr des Vergasers im Schiebebetrieb (Schieber ist geschlossen, Motor dreht jedoch noch höher als Leerlaufdrehzahl), magert das Gemisch ab. Um dieses Phänomen auszugleichen, verfügen viele Vergaser über eine unterdruckgesteuerte Gemischanreicherung. Kommt es im Schiebebetrieb zum Auspuffpatschen, sollte die Membran der Gemischanreicherung (AirCut-Ventil) überprüft werden. Ist diese Membran defekt, kann die Gemischanreicherung nicht korrekt funktionieren. Schritt 2: Volllastbereich (3/4 Lastbereich - 4/4 Lastbereich [roter Bereich]) Ziel: Optimale Hauptdüse herausfinden, bevor mit dem nächsten Schritt begonnen werden kann. Um die größtmögliche Top-Leistung zu erreichen, wählt man die Hauptdüse, mit der die maximale Endgeschwindigkeit erreicht wird bzw. die beste Beschleunigung im Bereich über 3/4 Last erreicht.   - wenn das Motorrad im kalten Zustand bei hohen Drehzahlen besser beschleunigt als im warmen Zustand, ist die Hauptdüse zu groß. Die Hauptdüse schrittweise verkleinern und den Test wiederholen (Maschine auch tatsächlich abkühlen lassen).   - wenn das Motorrad im kalten Zustand bei hohen Drehzahlen nicht gut beschleunigt/läuft und auch mit zunehmender Motortemperatur kaum Besserung eintritt, ist die Hauptdüse zu klein! Achtung: Gefahr von Motorschäden durch Überhitzung.   Die Hauptdüse sollte zuerst über einen Zeitraum von max. 30 Sekunden Volllast getestet werden. Ist ein zu starkes Abmagern des Motors ausgeschlossen, kann der Test über einen Zeitraum von 10-15 Minuten bei hoher Beanspruchung erfolgen. Den anderen Lastbereichen (< 3/4 Last) sollte während dieser Phase keine Bedeutung zukommen.   Mit dem nächsten Schritt kann sinnvollerweise erst dann begonnen werden, wenn die optimale Hauptdüse ermittelt wurde. Anderenfalls wird die gesamte noch folgende Abstimmungsarbeit verfälscht.     Schritt 3: Teillastbereich (1/4 - 3/4 Lastbereich) Um in diesem Lastbereich optimale Leistung, Beschleunigung und Ansprechverhalten zu erreichen, ist die korrekte Wahl der Hauptdüse unerlässlich. Wird in diesem Stadium mit einer falschen Hauptdüse die Position der Düsennadel verändert, ist eine gute Balance zwischen Leistung und Ansprechverhalten nicht zu erreichen. Ist die Hauptdüse korrekt gewählt, geht es folgendermaßen weiter:   - wenn das Motorrad beim Gasaufreißen (Start bei unter 3000 U/min) im kalten Zustand gut beschleunigt und ohne viel Ruckeln Gas annimmt, im betriebswarmen Zustand jedoch schlechter läuft, ist der Teillastbereich zu fett. Die Düsennadel sollte eine Position tiefer gehängt werden (z.B. von Nut 3 auf 2, siehe hierzu den vierten Absatz).   - wenn das Motorrad im warmen Zustand besser läuft, aber im 3/4 Lastbereich noch nicht zufriedenstellend läuft, sollte die Düsennadel eine Position höher gehängt werden, um den Übergang Düsennadel zu Hauptdüse zu verbessern.   - läuft das Motorrad im 3/4 Lastbereich sowohl im kalten als auch im warmen Zustand zufriedenstellend, kann man von einer korrekten Position der Düsennadel ausgehen. Schritt 4: Feinabstimmung Erst wenn nach diesen vier Schritten der Vergaser eine korrekte Grundabstimmung hat, sollte mit der Einstellung einer ggf. vorhandenen Beschleunigerpumpe (z.B. Mikuni TM-Serie) experimentiert werden. Eingestellt werden kann hier meist der Start-Zeitpunkt und die Länge des Einspritzvorgangs. Ziel dieser Einstellung ist es, das Ansprechverhalten und die Beschleunigung zu verbessern. Es sollte darauf geachtet werden, dass das Motorrad möglichst prompt auf Veränderungen der Gasgriffstellung reagiert und ohne "Löcher" und Ruckeln beschleunigt. Modellspezifische besonderheiten Alle Modelle mit unterdruckgesteuerten Anreicherungs-System Bei Auspuffpatschen und zu niedriger Höchstgeschwindigkeit sollte die Membran des Anreicherungs-System geprüft werden. Falls Auspuff und Luftfilter in gutem Zustand und die Ventile dicht sind, kann diese Membran für diese Symptome verantwortlich sein. SR500 bis Baujahr 1989 mit orig. Rundschiebervergaser Springt der Motor im kalten Zustand besonders gut an (evtl. auch ohne Choke), hat er zunächst ein guten und runden Leerlauf, der dann jedoch unrund wird, wenn der Motor warm ist, und stirbt der Motor im warmen Zustand manchmal ab, kann die Membran des Sicherheitsventils der Beschleunigerpumpe defekt sein (dreieckige Membran unterhalb der Schwimmerkammer). SR500 ab Baujahr 1990 mit orig. Flachschiebervergaser Oft bilden sich am oberen Ende des Plastik-Deckels auf der rechten Seite des Vergasers feine Haarrisse. Das führt dazu, dass der Deckel nicht mehr Luftdicht abschliessen kann. Is das der Fall können viele verschiedene Symptome entstehen, so dass es leider nicht möglich ist, eine klare Diagnose zu stellen. Trotzdem ist dieser Deckel extrem wichtig für die korrekte Funktion des Vergasers und sollte sorgfältig kontrolliert werden, falls Symptome auftreten, die auf einen Vergaser-Defekt hinweisen.