Zylinder gerissen

  • Naja, früher, als ich angefangen hab zum Schrauben, da gabs die noch nicht, und später, als es sie gab, hab ich sie nicht mehr (so oft) gebraucht. Aber ich hab reingeschaut, und mich gewundert ob der Drehmomentangaben, die ich für falsch halte. Ich dreh die relativ locker rein, aber halt mit Gefühl und Loctite.
    Und das mit der Gewindeangabe ist sensationell. Wie kann man jetzt erkennen, was vom Werk kommt, und was von uns/euch verbessert/zugefügt wurde?


    Gruß
    Hans

  • Hallo allerseits,


    ich habe den Motor bis zum Block auseinander genommen.
    Der Kopf ist NICHT ausreichend plan. Auch wenn das Schleifpapier getragen hat, sieht man, daß der zum Kettenschacht hin ansteigt, also "Luft" zwischen Kopf und Zylinder ist.


    Also definitiv mein Fehler. Haarlineal habe ich zwar keins, aber ich hätte mir von der Arbeit eins ausleihen können. Warum ich es nicht gemacht habe, weiß ich auch nicht. Das ganze mit dem Kopf war sowieso schon eine dumme Geschichte:


    Im Bereich des Auslasses war der sichelförmig eingefallen, so wie es hier schon mal berichtet wurde. Also planen. Daraufhin habe ich einen Freund gefragt, der gelernter Feinmechanikermeister ist und eine Fräse hat. Der hat für mich schon oft Käfer-Zylinderköpfe ausgefräst, also die Dichtflächen abgefräst. Das war immer gut. Ich habe ihm die Metallkopfdichtung gezeigt und gesagt, "plan" muss es sein und 0.03 mm.
    Dann hat der den mal eben abgezogen, aber so grob drübergeschruppt, daß man die Fräsrillen sehen konnte und eine Stufe war auch noch drin. 0,25 mm musste er abnehmen bis die Sichel weg war.
    Daraufhin habe ich dann mit Schleifpapier auf einer Fliese das abgezogen. bis es überall getragen hat und es optisch glatt war. Gekippelt hat es nicht, also muss es gut sein.


    3 Zylinder und Kopf schicke ich zu Torsten, der guckt dann mal, was er tun kann. Wenn die Laufbuchse umziehen kann und dann noch maßhaltig ist gut, ansonsten wird ein Zylinder für den Kolben passend aufs 2. Übermaß gebohrt und dann sollte es gut sein.


    Trotzdem würde ich nun gerne wissen, wie das nun mit den Stehbolzen sein soll. Damit beim zweiten Versuch alles funktioniert.


    Vielen Dank, liebe Grüße
    Stefan, der (k)Einzylindär

  • Hallo Stefan,
    wie du oben schon geschrieben hast, hab ich es auch gelernt: Stehbolzen ohne Gewalt eindrehen bis zum Grund, dann eine Umdrehung zurück. Mit 243 einkleben, dann bist du auf der sicheren Seite.


    Viele Grüße, und gutes Gelingen
    Martin

  • ...ich denke, da wiedersprecht ihr euch.


    Zitat

    Original von Martin M
    Stehbolzen ohne Gewalt eindrehen bis zum Grund, dann eine Umdrehung zurück.


    Zitat

    Original von Einzylindär
    ...daß man Stehbolzen nicht bis den Gewindegrund knallt, sondern nur von Hand anzieht und dann ggf. wieder eine halbe oder eine Umdrehung zurück.



    Ich stelle jetzt mal die von mir gemachten Erfahrungen in den Raum


    Der M8 Stehbolzen hat eine untere Gewindelänge von ca. 21mm. Das M8 Sackloch im Zylinder ist ca. 25mm tief. Schraube ich nun den Stehbolzen in eine intaktes Zylindergewinde ein, so setzt bei ca. 19-20mm (ca. 2 Gewindegänge schauen noch aus dem Zylinder raus) im Gewinde eine "Klemmung" ein, welche das weitere eindrehen erschwert. Wird der Stebo nun mit den angegebenen 13Nm festgezogen, so schließt das Bolzengewinde bündig mit der Zylinderfläche ab. Wer jetzt nachrechnet wird feststellen, das unter dem Stebo noch ca. 4mm Luft ist bis zum Sacklochgrund vorhanden sind. Ein weiteres Eindrehen geht nur mit roher Gewalt.


    Ein Eindrehen bis auf den Grund der Bohrung, ohne Gewalt, geht bei einem intakten Zylindergewinde nicht, es sei den die Gewindebohrung ist defekt, nachgeschnitten, ausgnudelt oder was auch immer.


    Wird bei einem intakten Zylindergewinde der Stebo nur von Hand eingedreht und dann vielleicht sogar noch ein Stück zurück, so wird die vollständige Einschraublänge im Zylinder nicht erreicht. Dies ist gleichzusetzen mit dem leider häufig gemachten Fehler die Stebo's mit dem kurzen Gewinde nach unten einzubauen.

  • Ja, Peter, du hast Recht! Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil (wie mein alter Chef immer sagte).
    So wie du das erklärst wurde es mir auch von anderer Seite erklärt, und meine Recherche hat das auch ergeben. Also Stehbolzen (eigentlich Stiftschrauben) bis zum Gewindeende einschrauben. Die Drehmo-Angaben in der Werkstatt-Zeichnung stimmen mit dem Yamaha-Service-Handbuch überein.

  • Hallo Peter,


    danke für die Klarstellung, nun bin ich schlauer. Da Yamaha das Gewinde klemmend ausgeführt hat, gilt die "Standardmontage" handfest und eine halbe Umdrehung zurück dann nicht mehr.


    Ich werde dann beim Zusammenbau des neuen Zylinders die Stehbolzen mit dem Drehmomentschlüssel und Loctite mittelfest einschrauben bis

    1.) alle Gewindegänge verschwunden sind
    oder
    2.) das Drehmoment wie von dir angegeben erreicht wird.


    Damit wird auf jeden Fall verhindert, daß der Stehbolzen in den Gewindegrund geknallt wird.


    Somit stimmt auch wieder das was ich, bzw. auch der Martin M mal gelernt haben.


    Vielen Dank und liebe Grüße
    Stefan, der (k)Einzylindär


  • Hallo Stefan,


    damit hast Du es wohl ziemlich treffend auf den Punkt gebracht. Danke


    Das Motorenmaterial, welches uns zur Verfügung steht ist in den meisten Fälle schon in die Jahre gekommen und hat auch bereits einiges an Belastungen aushalten müssen. Ich denke, das wir dieses bei der Montage unbedingt mit berücksichtigen sollten. Auch würde ich das gerne Sinngemäß in die Zylinderzeichnung übernehmen wollen.


    Ich bin durch diesen Fred jetzt sensibilisiert und werde mir angewöhnen meine jetzige Schrauberpraxis noch weiter zu hinterfragen und mit noch mehr Fingerspitzengefühl an die Sache rangehen. Mein nächster Gedanke dazu wäre, unterliegen die Stehbolzen einem Verschleiß, ist es ratsam oder macht es Sinn die Teile grundsätzlich zu erneuern. Klar, wenn die verhuntzt sind kommen die bei mir sofort in die Tonne, ansonsten habe immer gereinigt und wieder eingebaut.

  • Hallo Martin M,


    hast Du schön geschrieben mit dem "alten Chef".


    Es geht mir nicht darum Recht zu haben, sondern einfach um Gedankenaustausch, neues dazu zu lernen und zu hinterfragen. Selbstverständlich geht es aber auch runter wie XX Aussagen bestätigt zu bekommen. Wenn ich dann dadurch selbst vielleicht teueres Lehrgeld vermeiden, aber auch anderen ein wenig weiter helfen kann, so macht mir die Sache mit dem Einzylinder Hobby um so mehr Freude.


    ...in diesem Sinne, weiterhin erfolgreiches Schrauben


    Gruss Peter

  • Hallo Peter,


    genau um diesen gemeinsamen Gedankenaustausch geht es mir auch. Falls eine Angabe falsch ist, möchte ich das gerne zur Diskussion stellen und korrigieren, damit nicht noch andere das auch falsch machen. Schön, daß du Kritik auch so positiv annimmst und das nicht als Angriff auf deine tolle Arbeit mit den Werkstattzeichnungen siehst.


    Wenn man Recht hat, ist es ein "innerer Reichsparteitag" oder Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag! Das kenne ich auch so.


    Falls du nicht den ganzen Text draufbekommst reicht vielleicht ein Hinweis auf der Zeichnung "Gewindeende Stehbolzen max. bis Kopfdichtungsfläche einschrauben", oder "falls Stehbolzen nicht mehr klemmen, max bis Gewindeende Stehbolzen einschrauben".


    Es ist auch genauso wie du schreibst, die Teile sind gebraucht und da wird es manchmal schwierig. Ich werde mir definitiv keinen neuen Zylinder beim Yamahahändler kaufen..... wollen.


    Danke und liebe Grüße
    Stefan, der (k)Einzylindär

  • Hallo allerseits,


    ich möchte Vollzug melden! Die Geburt unserer Tochter kam dazwischen. Nun ist aber wieder alles gut! :D


    Ich habe den Motor nun mit einem anderen Zylinder, Übermaßkolben und geplantem Kopf und Zylinder wieder zusammengebaut. Freitag Abend lief er, Samstag bin ich 24 km gefahren und heute sogar zur Arbeit....!


    Ist trocken, zieht schön und klappert nicht. Ich hoffe, das bleibt so.


    Mit Metallkopf und Fußdichtung ab '95 beträgt die Verdichtung nun 9,1:1, bei einem Gesamtplanmaß von 0,65mm: 0,5 mm Zylinderkopf und 0,15 mm Zylinder.


    Die M8-Stehbolzen am Kettenschacht habe ich nicht mit 13 Nm eindrehen können können, da verschwand das Gewinde, so daß ich aufgehört habe, als der letzte Gewindegang verschwunden ist, das waren 10 Nm.


    Verbaut sind Schrick-Einzelventilfedern mit 330N/785N und eine gebrauchte 48T-Nockenwelle, das Ganze mit neuer Steuerkette und Spannschienen mittels Noniusrad auf 4.5°KW vor OT eingestellt, so daß sich nach Längung der Steuerkette ein Überschneidungshub um OT oder 2-3° nach OT ergibt.


    Am meisten überrascht hat mich der gefühlte Unterschied neuer Motor zu ausgelutschtem Motor.


    Liebe Grüße und danke für die Hilfe
    Stefan, der Einzylindär

Letzte Aktivitäten

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!