Nach dem Rennen in Pannonia habe ich es doch noch geschafft in Schleiz an den Start zu gehen. Wie so häufig ist Schleiz ausgebucht, eher als erwartet, immer. Also war es wieder Essig mit meiner Nennung. Dafür aber einer der Ersten auf der Warteliste.
Nun stellt sich die Frage warum ist es so früh ausgebucht. Das liegt daran das es der Nürburgring des Ostens war und es dort keine exclusive GTF-Veranstaltung ist. Ein wirklich umfangreiches Teilnehmerfeld mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen beim Classic-Bike-Event ihre Rennen fahren und die Zuschauer begeistern. Man ist dort "nur" ein kleiner Zahn, auf einem Rad, in einen Getriebe. Die Streckenzeit wird auf alle Gruppen irgendwie verteilt und die fällt dann halt kürzer aus. Zudem darf immer nur eine festgelegte Anzahl an Fahrzeugen auf die Strecke.
Eine Woche vor dem Rennen kam das i.O. Die Karre war natürlich nicht vorbereitet, der Motor immer noch was krank, die Rasten immer noch zu tief, das Provisorium Auspuffhalterung hat sich auch nicht von alleine gemacht. Es gab was zutun. Der Motor ist dabei auf der Strecke geblieben, dafür gab es keine Zeit.
Der Rest wurde mehr oder weniger kunstvoll hingetackert. Diesmal soll es nur fahren, Optik muss da halt was leiden.
Die Maschine wurde per Wuppertaler Transporter verbracht, dafür wanderte aus dem Bus einiges in den PKW. Alles kein Thema und recht entspannt. Der Konvoi setzt sich am Donnertag gegen Mittag in Bewegung und erreicht 500 km weiter sein Ziel. Während meine Frau sich um den Aufbau des Pavillons macht bin ich bei der Rennleitung und mache den Papierkram klar.
Der Pavillon ist ein Geschenk des Himmels und ich danke dem edlen Spender der ihn nicht mitnehmen wollte und meinen Eltern angeboten hat. Die brauchten den zwar auch nicht, haben ihn aber mit Begeisterung an mich weitergeleitet. Ist ein prima Dingen, DANKE
Kaum aufgestellt fing es wieder an zu regnen und das sollte leider auch erstmal so bleiben. Kalt war es auch, nix für wirklich schön. Alles mehr oder weniger wurscht, Hauptsache da und dabei. Der Freitag hatte seine sonnigen Momente, Samstag wurde es schon was arg um Sonntag war dann endgültig der Brennglasmodus in Funktion. Typisch da, man friert sich an einem Wochenende einen zurecht und kommt mit einem Sonnenbrand zurück.
Erstes Training und Streckenbeschreibung:
Die Strecke, tja völlig anders als in Pannonia, mehr eine Naturrennstrecke mit weniger Auslaufzonen und das ganze bitte entgegen dem Uhrzeigersinn. Sehr selten und eingebettet in ein hügelige Landschaft. Hört sich harmlos an ist es aber leider überhaupt nicht *
Es beginnt mit der Start-Ziel-Geraden, die geht bergauf und geht nach einer Links-Kurve in eine weitere Gerade mit Steigung über. An deren Ende folgt auf der Kuppe eine nicht einsehbare Links mit einer Rechts, nennt sich Buchhübel, fährt sich geil und geht ab der Kuppe bergab.
Kurz nach der besagten Kombination geht es mit einem Schlenker eine lange Gerade herunter, an deren Ende lauert eine 90° Links, geradeaus geht es ins Dorf selbst. Theroretisch, wenn da nicht abgesperrt wäre.
Die Anfahrt zu der Schikane geht wieder bergauf, nach der Schikane geht es bergab in die "Seng". Fieses Dingen wenn man die ersten Male da durch fährt. Diese Kombination aus: Bergab hinter bewaldetem Hügel leicht nach rechts und der folgenden leichten links, die ab den Scheitelpunkt im Tal in eine ordentlich ansteigende Gerade übergeht, die geht Vollgas! Wenn man es kann und sich traut. Vollgas und Schräglage wollen da geübt werden. Wer da den Hahn zumacht verliert Zeit, viel Zeit. Witzigerweise liegt auf der Geraden links eine Kneipe, wer dort liegenbleibt bekommt das Bier für Umme. Nett!
Dieser Steigung folgt ein Schikane die erst nach rechts und dann in einem spitzen Winkel nach links führt, immer noch alles bergauf. Auf dem Hügel angekommen folgt eine lange Gerade, jetzt leicht bergab. Nach einer weiteren rechts-links Schikane geht es zurück auf Start Ziel in deren Mitte sich das Ziel befindet.
Streckenlänge 3,805 km
Das erste Training, die erste Runde war recht ernüchternd, ich habe Bedenken, die Strecke macht schon ein wenig Angst. Die folgenden gehen besser, aber so richtig wohl fühle ich mich nicht. Alles ganz anders als in Pannonia, sehr viel respekteinflössender.
2tes Training und highsider - Erfahrung
Diesmal geht es schon schneller, ich verliere ein wenig den geforderten Respekt und bekomme dafür auch prompt die Quittung. Es geht in die Schikane vor Start - Ziel und ich beschleunige aus der Links auf die Start-Ziel-Gerade. Bin dabei wohl was früh am Gas und der Rennreifen schmiert weg, das hätte ich nie erwartet und deshalb reagiere ich völlig deppert. Mache das Gas zu, gebe dem Reifen die Möglichkeit ruckartig zuzupacken, die Karre brachial aufzurichten und mich aus dem Sitz in die Luft zu befördern. (Ich bin mir nicht sicher ob das technisch so richtig ist, die Wirkung und Ablauf stimmen jedenfalls) Das geht unglaublich schnell und es bleibt kaum Zeit sich irgendwas zu überlegen. Instinktiv halte ich mich am Lenker fest, lasse das Mopped nicht los, das ist meines und bleibt hier, rutsche über den Tank zurück in den Sitz und rolle dabei wild pendelnd rechts raus ins Grün.
Die Karre ist aus und ich versuche sie wieder anzukicken, vergebliche Mühe wenn der Notaus "abgerissen" ist. Die Streckenposten kommen, bieten Ihre Hilfe an und gratulieren zum ausgerittenen high-sider. Schöner Name für einen fiesen Moment.
Stecker drauf, Karre an, ab in die nächste Runde, blos nicht wirken lassen den "Ausheber".
xtes Training:
Mit Verspätung nehmen wir das Training auf. Mehrere Krankenwagen stehen auf der Geraden vor Start-Ziel, unsere komplette Trainingszeit läuft ab bevor wir dann doch auf die Strecke können um unserer Zeiten zu fahren. * Nach dem Training erhalten wir die traurige Nachricht das einer unserer Mitfahrer aus der 350er Klasse für immer auf der Strecke bleibt.
Mit einem Kloss im Hals gehe ich in der dann folgenden Session auf die Strecke, fahre meine Runden ab. Es geht immer besser und ich lande auf Startplatz 16
Samstag früh bleibt mir der Bissen im Hals stecken als ich die rausgedrückte Zylinderfussdichtung sehe. Das erste Training fällt damit aus, das muss erstmal geprüft und abgestellt werden. Die mittlere Lösung, anheben des kompletten Zylinders funktioniert nicht. Ich bekomme die Schrauben nicht los, die Kühlrippen lassen nur einen schmalen Schlüssel zu und der zermackelt mir gleich erstmal die Mutter. Nach Prüfung auf Ölverlust entscheide ich mich dazu es mit schwarzen Tuningpampe zuzuschmieren. Nicht der allerprofessionellste Weg aber der einzige der geht ohne den Motor rauszureissen. Hoffen wir mal das er die 100km Quälerei hält. Zu Hause kommt der Motor auf die Werkbank und wird überprüft, die Folgen des Klemmers habe ich mir ja auch noch nicht angesesehen. Hoffentlich hat er nicht zu arg gelitten.
Nach dem Training bekomme ich mit das man mit einen Fahrer die Strecke besichtigen will um ihm die neuralgischen Punkte zu zeigen. Ich frage ob sie noch Platz für mich hätten und darf mich anschliessen.
Warm-UP
Sonntag 8.20 ist unser Aufwärmtraining, ich probiere die neuen Punkte aus. Es geht besser, viel besser, die Seng verliert Ihren Schrecken und es geht mit Vollgas im Hang-Off da durch. Da werden Glückshormone sackweise ausgeschüttet.
Das Rennen
Sonntag 12.45 ist unser Rennen, ich stehe als erster auf dem Sammelplatz. Ich mache die Maschine aus und warte auf den Rest. Wir werden in die Besichtigungsrunde gerufen, mein Mopped springt erst nach mehrmaligem Zureden an und ich rolle als Vorletzter auf die Stecke. Wir fahren einmal um den Kurs uns stellen uns auf unser Plätze. Die ersten 3 Reihen bekommen von kurzberockten jüngeren Frauen ein Schirmchen gehalten. Blöd nur das ich in der 4ten Reihe stehe (Startplatz 16)
Das Helferpersonal wird von der Strecke gerufen, wir machen uns fertig. Der Starter reisst die Fahne hoch, es geht gut nach vorne, wir (Frank und ich) haben etliche Plätze gewonnen, wir ballern auf den Buchhübel zu, alle kommen durch, einige der gewonnen Plätze gehen auf den Geraden wieder verloren, die Motoren gehen besser als mein kranker Kandidat. Gerhard ist "meilenweit" weg ich bin direkt hinter Frank (Startplatz 12). Dessen Karre geht auf der Geraden wie die Hölle, da schafft er immer Raum. In den Kurven komme ich immer ran und manchmal auch vorbei. Was ihn aber so überhaupt nicht davon abhält mich auf den Geraden wieder gnadenlos abzubürsten. Was für eine Gaudi! Es geht nur noch im Anschlag, auch durch die Seng, da einmal zu optimistisch. Ich komme auf die Randsteine und schlinger mich zurück auf die Strecke. In der nächsten Runde bin ich zögerlicher, Frank haut mir diesmal weiter ab. Die folgende Runde geht es wieder Vollgas durch, dabei überhole ich im Eingang Derrick innen. In der Nächsten einen in der Senke aussen. Der ganze Zirkus nutzt aber nix, Frank bleibt bei Start - Ziel vor mir. Die Chance ihn abzuledern als er die blaue Fahne sieht und mich links vorbeiwinken will lasse ich ungenutzt. Das wäre zu fad. Wenn möchte ich ihn ehrlich niederringen und wenn es nicht klappt dann behält er halt die Nase vorne. Es bleibt nur eine einzige Möglichkeit in hinter mir zulassen
Runde 9 von 10.
Trotzdem unser letzte weil wir ja schon wieder überrundet wurden, es ist zum heulen....
Frank ist wieder vorne, ich kaue mich an ihn ran. Es geht durch die Seng, er gewinnt an Raum. Durch die Schikane, ich komme näher ran. Er prescht die Gerade herunter und setzt sich was ab. Ich gebe nicht auf und bin immer noch in einer schlagfähigen Distanz. Er bremst vor der letzten Schikane immer etwas früher als ich. Diesmal bremst er noch früher. Vielleicht hat er in einer der vorherigen Runden gesehen wo ich bremse und macht was früher zu um mir meinen Punkt zu nehmen und mich vorher in die Bremse zu zwingen. Ich schliesse ruckartig auf ihn auf, ziehe die Maschine nach rechts, schiesse an ihm vorbei, bleibe innen um ihm den Weg zu versperren, bremse mich rein, lege rechts um, lege links um und gebe Vollgas auf die Start - Ziel.
Tief geduckt geht es durch das Ziel, ich bin vorne geblieben. Ganze 0.8 sek, nach einer Distanz von 18:24:88 / 18:25:65 Min. Das sind bei den gefahrenen 34,245 km dünne 25m.
Ergebnis:
Start: Platz 16, Einlauf: Platz 12, Runde 2.00.78 und ein wild scheppernder Motor der jetzt aber wirklich mal raus muss...