SR-Tuning
Es begab sich vor langer Zeit, dass ein Jüngling im bayerischen Wald dachte, seine SR hätte zu wenig Leistung. Sogleich wurde er in der Fachpresse fündig, wo man Motoren und Auspuffanlagen für die SR anbot, die diese sogar auf über 200 km/h beschleunigen sollten. Nach Kontaktaufnahme mit dieser Firma WW (Buchstaben wurden von der Redaktion geringfügig geändert), versprach ein großer Meister viel und sogar noch mehr und es wurde eine stattliche Geldsumme überwiesen,für die man heute eine gebrauchte Ducati 750SS kaufen kann. Nachdem der Jüngling sein Motorrad angeliefert hatte, zogen viele Monate ins Land. Endlich war es dann soweit: das Motorrad konnte abgeholt werden. Der Jüngling war erstaunt, dass der Tacho über 800 km mehr drauf hatte, aber so ein toller Motor muss ja schließlich gut getestet werden. Die Leistung war gut, wenn sie auch lange nicht dem entsprach, was der große Meister versprochen hatte. So sah der Jüngling auch darüber hinweg, dass der Luftfilter am Rahmen scheuerte und auch sonst einige Details sehr schlampig gelöst waren. Gar nicht viel Zeit jedoch war verstrichen, als diese Leistung stark nachließ und der Jüngling bemerkte, dass die Spezial-Zylinderkopfdichtung undicht war. Der Jüngling baute sogleich den Motor aus, (zur Belustigung der ganzen Nachbarschaft) und schickte ihn mit einer Spedition -natürlich auf eigene Kosten- zum großen Meister zwecks der Garantieabwicklung. Viele Wochen gingen wieder ins Land und der Jüngling konnte schließlich seinen Motor wieder einbauen. Nachdem die Hälfte des Jahres inzwischen vorbei war, wollte er nochmal ein bißchen Motorrad fahren. Aber der große Meister prüfte ihn erneut: nach gar sehr wenigen Kilometern war der Zylinderkopf wieder undicht und die Leistung wieder sehr schlecht. Nachdem der Jüngling den Motor wieder ausgebaut hatte, beschloß er, selber mal hineinzusehen. Was er sah, entsetzte ihn sehr: die amerik. Nockenwelle hatte die Ventilschäfte restlos zu Brei geschlagen und der JE-Kolben hatte sich am unteren Umkehrpunkt einen halben mm (50/100) in den Grauguß gegraben. Es folgte nun ein langes und sehr stressiges Telefonat mit dem sehr großen Meister. Und der Jüngling tat das Allerschlechteste: er schickte den Motor wieder zurück zur Garantieabwicklung (natürlich wieder auf eigene Kosten). Als er dort angekommen war, war der große Meister auf einmal der Meinung, dass die Teile doch gar nicht schlecht seien und dass sich der Jüngling mit der Materie überhaupt nicht auskenne. Weitere sehr lange, stressige Telefonate folgten. Da der Jüngling das Ganze noch einmal im Guten regeln wollte und er schließlich auch nochmal vielleicht in diesem Jahr eine Runde drehen wollte, einigte man sich darauf, dass der große Meister einen Original SR-Motor (überholt, in gutem Zustand) schicken würde. Wieder gingen viele Wochen ins Land. Und dann war es wieder soweit: der Jüngling konnte wieder mal einen Motor zur Belustigung seiner Nachbarn einbauen, wobei er sich auch nicht von dem vergammeltem Äußeren des Motors und der zweifachen Direktschmierung abhalten ließ. Er wollte halt wirklich nochmal fahren! Doch der große Meister prüfte ihn ein letztes Mal. Nach wenigen Tagen baute er diesen Motor wieder aus. Ihr könnt euch ja schon denken, warum?! Nach Zerlegen desselbigen wog er seine Optionen ab und kam zu der Überzeugung, dass eine Klage wenig Erfolg hätte und das inzwischen sehr angespannte Nervenkostüm des Jünglings noch größeren Schaden erleiden würde.
Er fügte sich in sein Schicksal und baute den Motor selber auf. Natürlich auf eigene Kosten. Ja liebe Kinder, genauso hat sich diese Geschichte zugetragen, jede gegenteilige Behauptung ist eine Lüge.
Sehr viele Jahre sind inzwischen vergangen, der Jüngling hat schon lange den Frieden mit seiner eigenen Blödheit gemacht. Anstatt auf soche Rattenfänger zu hören, kauft euch lieber ein zweites Motorrad oder macht mit euerer Freundin einen tollen Urlaub.
Ich wünsche euch allen eine unfallfreie sonnige Saison!